Video Recorder 2000 von Grundig. Baujahr 1979 damals verkauft zu einem stolzen Preis von 1850 DM.
Als ich diesen Recorder erwarb war eine neue Zeit in der Fernsehunterhaltung bereits gestartet. In etwa Zeitgleich gab es diese Geräte auch in der Betamax Ausführung. Von der Technik und Bildqualität jedoch war der Video 2000 der absolute Renner. Mit der Möglichkeit vier Stunden pro Seite, da Wendekassetten verwendet wurden, bis zu acht Stunden aufzeichnen war schon eine tolle Sache.
Es wurde eine Funkfernbedienung optional zum Nachrüsten angeboten was die Bedienung um eines erleichterte. Der Empfänger wurde an der rechten Seite angebracht und mit einem Stecker verbunden. Allerdings hatte auch diese Option ihren Preis.
Mein Sohn hat mir eine Menge aufgenommener Filmkassetten hinterlassen. Vor einigen Tagen machte ich mich an die Arbeit dieses Gerät wieder mal zu Testen. Dazu war es nötig entsprechende Anschlüsse zu beschaffen da die original Scart Steckverbinder nicht mehr zeitgemäß waren.
Das Ergebnis war eher frustran. Die Aufzeichnungen hatten am Zahn der Zeit sehr gelitten. Farbverfälschungen und Tonaussetzer waren die Regel. Auch der eingebaute Tuner brach nach Start des Sendersuchlaufes erfolglos ab.
In der Hoch-Zeit von Video 2000 habe ich viele Geräte dieses Typs repariert. Dies waren vor allem der sehr schnell verschleißende Videokopf. Ein bekanntes Problem stellte auch das Netzteil dar. Dieses war aber im austauschbaren Stecksystem verbaut und konnte günstig wie auch weitere Ersatzteile z.B. vom Quelle Kundendienst erworben werden. Des weiteren war eine Schwachstelle der Luftspalt an den Videoköpfen die sich sehr schnell mit Bandabrieb verschmierten. Es gab zwar Reinigungskassetten, diese ersparten aber nicht eine mechanische Reinigung wobei hier oftmals die mikrometerdünnen Kopfeinsätze verletzt wurden und damit einen Austausch des kompletten Kopfrades erforderlich machten.
Schon etwas komplizierter war der Austausch des Videokopfrades. Da dieses über ein spezielles elektromagnetisches Element an die Spurlage angepasst wurde war hier ein entsprechendes Diagnose/Einstellgerät notwendig. Aber es war damals kein Problem über eine befreundete Adresse dieses Gerät zu bekommen.
Leider war sehr bald Schluss mit der doch sehr interessanten Technik und nun fristet das Gerät sein Dasein in der Retroecke.
Es wurde später ein Videorecorder 2000 mit verbautem CD Laufwerk angeboten. Hier war es möglich den Kassetteninhalt auf CD/DVD zu brennen. Aber die Produktion hat sich nicht weiterentwickelt und wurde eingestellt.
Das Gerät kenne ich recht gut. Die Eltern eines Schulfreundes hatten so einen "neumodischen" Kram. Als meine Eltern einen Recorder kauften, hatte Grundig schon auf VHS umgestellt.
Was kaum jemand weiß: Grundig war zu den Hochzeiten der Video-Recorder einer der größten Hersteller der "Bildtrommeln", das ist die Trommel, in der die beiden Magnetköpfe sitzen und mit deren Hilfe man die Schrägspuraufzeichnung auf dem Videoband realisiert.
@rupi: Das Justieren der Trommeln war ja alles andere als einfach. Respekt, dass Du das so hinbekommen hast. Ich hatte damals die S-VHS Recorder extra über einen JVC-Professional Händler bezogen, damit solche Reparaturen günstig über die JVC-Zentralwerkstatt abgewickelt werden können. Und bis heute habe ich neben Panasonic Video Equipment auch einen JVC Camcorder im Einsatz, der bei Full HD lupenrein nach EBU-Standard aufzeichnet.
Das Aufzeichnungsprinzip war das auf dem Band eine sogenannte Servospur geschrieben wurde. Diese sorgte dafür das bei der Wiedergabe diese über einen extra Magnetkopf gelesen und entsprechend die Band und Kopfgeschwindigkeit synchronisiert wurde. Man kann sich die Aufzeichnung auf dem Band als Zaunlatten vorstellen. Im Abstand der beiden Köpfe schräg geschrieben. Die bei der Aufnahme erstellte Servospur sorgte dafür das die beiden Köpfe exakt auf die Zaunlattentrafen. War nun das Videoband beschädigt und dadurch die Servospur unleserlich machte sich dies durch ein leises Surren bemerkbar in dem versucht wurde die Kopfdrehzahl und die Bandgeschwindigkeit zu synchronisieren.
Bedingt durch die beiden gegenüber liegenden Magnetköpfe entstanden sogenannte Halbbilder (Halbzeilen Abtastung). Um diese wieder Lückenlos darzustellen wurde das bis dahin unbekannte Prinzip des Hallgenerators genutzt. Dies bedeute das das erste abgetastete Signal (Kopf 1) gelesen und durch den Generator zeitlich verzögert geschickt wurde. Genau Zeitgleich mit dem zweiten Signal erreichte das erste Signal das Ende des Generators und wurde so Zeitlich passend mit dem zweiten Verbunden.
Ich versuche hier diese Technik etwas Laienhaft zu vermitteln, aber wer sich ein wenig mit der Materie auskennt wird sicher damit zurecht kommen.
Ich kann mich nicht erinnern, so ein (ähnliches) Gerät in unserem Haushalt mal gehabt zu haben, aber schon durch die "Wendetechnik" ist der Recorder sehr interessant. Das kannte man ja sonst nur von den Audiokassetten, oder ähnlichem.
Ich habe wohl noch einen VHS-Videorecorder in meinem Besitz, den ich mir mal vor sehr vielen Jahren gekauft habe, um meine letzten Videokassetten noch abspielen zu können.
Grundig war ja immer sehr genau mit seinen Urheberrechten. Als sich aber abzeichnete das sich Grundig immer mehr durch seine schnelle Geräteabfolge ins Negative katapultierte wurde erstmals ein Produktionszweig (Video 2000) an Philips weitergegeben. Man darf nicht vergessen das Philips bereits Marktführer in Sachen VHS war.
Wir haben ja alle miterlebt wie schnell es anschließend mit Grundig zu Ende ging. Philips als nun alleiniger Inhaber des Video 2000 Systems war es nun ein leichtes sein VHS System den Vorzug zu geben was unweigerlich das Aus von Video 2000 bedeutete. Dies ging zwar nicht über Nacht, es wurden ja noch einige Geräte dieses Typs hergestellt aber die Weiterentwicklung war damit beendet.
@Rupi, Philips brauchte ja auch etwas für die breite Masse und wenn Video 2000 schon so teuer war, dann musste das halt aus dem Programm raus.
Ich weiss gerade nicht, wie früher noch das Audio System für's Auto hieß, ob Mini Disc, oder so ähnlich, aber das wurde ja auch nicht weiterentwickelt. Ein früherer Arbeitskollege hatte das in seinem Auto.
oh je den hatten wir auch mal, aber ich glaube der existiert nicht mehr, einige andere schon noch
Der relativ hohe Preis für die Grundig 2000 Recorder erklärt sich durch die absolut neue Technik und war meiner Meinung nach absolut gerechtfertigt.
Alle Schaltungen mit Ausnahme der Bandführung waren in der damals noch völlig unbekannten Steckkarten Technik verbaut. Diese auf eine Hauptplatine aufgebracht wie später in der Computertechnik ermöglichten einen bequemen Austausch defekter Bauteile. Vor allem wurden Steckkarten im Reparaturaustausch zu einem Bruchteil des Neupreises angeboten. Was natürlich die Reparaturkosten erheblich senkte. Der Bandantrieb und das Kopfrad wurden durch separate Motoren elektronisch gesteuert und dies direkt ohne Riemenübertragung. Dadurch wurde eine enorme Synchronisierung erreicht die aber durch das sehr störanfällige Netzteil zu ausfällen neigte. Ich wage auch zu behaupten, ohne den Niedergang von Grundig wäre mit dem 2000er Recorder ein Siegeszug von VHS nicht so einfach möglich gewesen.
@janinez, dann zeig doch bitte bitte mal eins, oder zwei davon. Wir warten alle schon so lange auf eine deiner Raritäten. {blue}:wink: {blue}:grinning:
Ich muss mal sehen, was sich machen lässt, da ich ja immer noch ziemlich gehandicapt bin
@Rupi Vielen Dank für diesen tollen Post. Jetzt weiß ich, von wo die ersten sowjetischen Videorecorder ihr Design bekommen haben. Und Grundig war dort damals sehr beliebt. Echt klasse Technik - leider nicht durchgesetzt. Ich gehe davon aus, dass diese Rarität noch einiges am Wert hat.
@rupi Das mit Halbbildern war viel einfacher - sowohl PAL als auch SECAM waren ja beides Halbbilderformate. In der kurzen Zeit, in der keiner der beiden Bildköpfe Kontakt zum Band hatte, machte der Zeilenstrahl in der TV-Röhre ja den Zeilenrücklauf.
Wenn man sich Videos von damals anguckt, sehen die auf einem modernen 4K Fernseher einfach gruselig aus. Nicht nur, weil die alt sind, sondern einfach weil die Auflösung des alten Matrials wirklich so grottenschlecht war. Dabei spielt es keine Rolle, ob das VHS, Video 2000, Beta oder sogar S-VHS ist. Selbst DV bzw. miniDV sieht einfach unscharf aus. Jedes 100 Euro Smartphone macht heute schärfere Videos.
@holger_p Das ist wirklich ein Problem. Und je größer und hochauflösender sind die Fernseher - so schlimmer sehen die alten Videoaufnahmen aus. Und da helfen die Bildverbesserungen kaum.
@dim Ja, das ist so. Bei den alten S-VHS Bändern hatte mich das ja nicht so sehr überrascht, aber miniDV ist auch nicht viel besser und das hat mich schon überrascht. Das hatte man seinerzeit immer als recht scharf angesehen und ich habe es auch schon auf LC-Monitoren geschnitten und nicht als kriminell mies empfunden.
@rupi Ups, seh gereade schon lange nicht mehr hiergewiesen ( gepostet) . Tja, das Ding kenn Ich auch noch so wie es aussieht war es das 1rste was Ich mir anschaffte ! NIX wie BetaMax oder VhS oder der gleichen . DA wurden Wir ins IRRE geführt insofern was das mit dem Aufnehmen zu 😘 tun hatte !Insofern war es eine tolle technick die keiner wollte ! Leider weil es auch von den Filmen die früher gekauft/angeboten/verliehnen wurden abhängig war . Ob es sich rentiert oder nicht. Tja UND heute ist man insofern vor dem gleichem DILEMMER im hörerem Sinne was das Auto betrifft . Es ist doch irgendwie bekloppt das sich diesen wiederholt auf anderer Basis ! {blue}:displeased: