Vorab, ich habe nur Erfahrung mit Prophete E-bikes, daher halte ich es für möglich, dass es andere Marken anders lösen. Aber vielleicht kann man auch dann aus meiner Anleitung Rückschlüsse für das eigene Rad ziehen.
Es gibt zwei Sensor-Arten, die benutzt werden um die Motorleistung an das Treten des Fahrers anzupassen. Verbaut ist entweder ein Drehzahlsensor, oder ein Drehmomentsensor.
Der Drehmomentsensor ist gekapselt und im Normalfall wartungsfrei, da äußere Einflüsse ihn nicht erreichen. Mit diesem wird die Trittstärke gemessen und der Radfahrer hat ein sehr harmonisches Fahrgefühl und behält den Eindruck, dass er selbst eine gut dosierende Kontrolle über die Fahrradgeschwindigkeit hat. Auch hat man noch einen stärkeren Bezug zu den Gängen, da man nicht einfach durch herunterschalten und schneller Treten das Rad „überlisten“, und so den Motor stärker beanspruchen kann.
Aber viele, gerade einfachere E-bikes sind auch heute noch mit einem Drehzahlsensor ausgestattet. Bei diesem wird die Leistung nach der Drehzahl der Pedalkurbel berechnet, und so kann es sein, dass das Rad bei einer hohen Unterstütztungsstufe und gewähltem niedrigen Gang sehr schnell losfährt, und auch bergauf kräftig zieht, obwohl der Fahrradfahrer diese Belastung fürs Material nicht wahrnimmt. Auch in manchen Fahrsituationen wie zb dem Fahren in einer größeren Gruppe kann man dann die Geschwindigkeit oft nicht sinnvoll angleichen.
Nun werde ich am Beispiel eines Prophete ECC 400 beschreiben, wie der Drehzahlsensor aufgebaut ist, welche Probleme das bereiten kann und wie man diese behebt.
Er ist kettenseitig angebracht, besteht aus einem Magnetsensor mit einer LED und der auf der Kurbelachse angebrachten Scheibe mit eingesetzten Magneten.
Wenn beim Fahren ein Ast nach oben schnellt, oder wenn durch eine Bodenwelle oder eine Vollbremsung verursachte Stöße das Rad erschüttern kann sich diese Scheibe, welche nur auf einen Konus aufgeschoben ist lösen schieben.
Wenn sie ganz heruntergeht hört der Motor auf zu drehen und man kann nur noch ohne Unterstützung fahren.
Wenn sie sich allerdings nur verkantet hat man plötzlich den Eindruck, dass es zu Motoraussetzern kommt, da der Motor zwischenzeitlich das Signal bekommt, dass zu lange nicht getreten wird, und danach sofort wieder eingeschaltet wird.
Diese Ruckler sind nicht nur ärgerlich, weil man zuerst einen größeren Defekt vermutet, sie können durch das ständige neu aktivieren des Motors auch dazu führen, dass an den Zahnrädern des Planetengetriebes, welche aus Nylon bestehen, Zähne brechen. Durch die ungleiche Belastung und die Fragmente werden dann die restlichen Zahnräder auch beschädigt, nach Möglichkeit bei ungewöhnlichen Geräuschen im Motor das Rad nicht mehr bewegen. Bei Vorder- oder Hinterradmotor auch nicht mehr schieben. Zum Austausch der Zahnräder bei einem Trio (Bafang) Motor wird später mal ein How To folgen.
Zurück zum Drehzahlsensor. Das Rad so aufbocken, dass das Hinterrad frei in der Luft ist. Wenn das Rad einen Vorderradmotor hat und man die Unterstützungsstufe nicht auf 0 stellen kann unbedingt auch darauf achten, dass das Vorderrad frei drehen kann.
Jetzt dreht man per Hand an der Tretkurbel und schaut wann die LED leuchtet. ACHTUNG: Hier leuchtet die LED wenn KEIN Magnet erkannt wird. Läuft also ein Magnet am Sensor vorbei und die LED bleibt an dann ist die Scheibe zu weit weg! Mit Gefühl die jeweilige Position stärker auf den Konus, und somit näher an den Sensor drücken. Diese Ausrichtung so lange machen bis wieder jeder Magnet erkannt wird, die Scheibe aber nicht am Sensor schleift.
Mit etwas Glück läuft das E-bike jetzt wieder zur vollen Zufriedenheit. Viel Spaß weiterhin!
Toll, MammutBonsai! 👍
Ich habe leider kein E-Bike, aber bisschen Theorie kann nie schaden. Weiter so!
Danke Dim, ja ich denke das kann allgemein interessant sein, einfach um die Technik dahinter besser kennenzulernen.
ich selbst habe auch kein E-bike, auch wenn ich unlängst ein paar verschiedene Probegefahren habe - gefallen würde es mir allerdings schon. Macht Spaß. Aber meine Mutter hat inzwischen das zweite E-bike, nachdem sie das erste ca 5000 kam gefahren ist. Da hatte ich viele Möglichkeiten es zu warten und auch die eine oder andere Reparatur durchzuführen.
Der Akku des ersten hatte am Schluss bestimmt noch über 80% der Ursprungsleistung
Ich finde dein HowTo auch Klasse, MammutBonsai.
Ich hoffe, dass es viele lesen werden.
5000 km?! Respekt! 👍
@bugra
Herzlich willkommen in unserer Community.
Auf dem Bild von @MammutBonsai sieht es aus, als sei der Sensor auf der Scheibe neben dem antreibenden Kettenritzel mit der Kurbel/Pedale.
Hat dein E-Bike auch die Scheibe? Wenn ja, prüf mal ob die fest sitzt. Sollte die lose sein, bitte so wieder festmachen, dass der Sensor auch wieder richtig angebracht werden kann.
Das erste Bild scheint eine "Großaufnahme" von oben zu sein, ebenfalls vom antreibenden Kettenritzel mit der Pedale. Der Sensor im ersten Bild trägt die LED des zweiten Bildes.
Wenn ich die Beschreibung von MammutBonsai richtig deute, dann läuft der Motor nicht mehr, wenn der Sensor die Magnete nicht "registriert".
Wenn bei dir der Sensor mit der LED lose runterhängt, dann könnte das die Erklärung sein, warum der Motor nicht läuft, weil der Sensor (der bei dir frei rumhängt) keine "Verbindung" zu den Magneten hat.
Du kannst auch gerne 1-2 Bilder hier posten, von deinem E-Bike mit dem freihängenden Sensor.
@bugra
Auch von mir ein herzliches Willkommen in der Community. Leider kenne ich mich mit E-Bikes nicht aus, bin aber sicher das du noch gute Tipps bekommen wirst. Wir würden uns über eine rege Beteiligung deinerseits aber sehr freuen .
Elektronik funktioniert mit Rauch. Denn wenn der Rauch raus kommt funktioniert die Elektronik nicht mehr!